Vor einigen Wochen kam bei einem Gruppentreffen die Idee auf, sofern möglich zu einem Gipfel zwei Routenvarianten auszuarbeiten – eine leichtere und eine schwerere. Im günstigsten Fall und bei geschickter Planung könnten sich die beiden Gruppen auf dem Gipfel treffen und zusammen absteigen. Zur Realisierung dieser Idee eignet sich zum Beispiel der Thaneller (2341 m), ein markanter Berg im Außerfern in den östlichen Lechtaler Alpen. Er ist ein Berg mit zwei Gesichtern: Von Süden – über Berwang – zeigt er sich zahm und hier verläuft die leichtere Route; von Norden – über Heiterwang – dräut die mehrere hundert Meter hohe Nordwand mit der schwierigeren Route, nämlich dem versicherten und 2015 sanierten Werner-Riezler-Steig.
So traf sich die UWG um 7 Uhr am Parkplatz in Göggingen und verteilte sich auf die einzelnen Fahrzeuge. Dies sollte nach einer gewissen Logistik erfolgen: Die Steigbegeher sollten bei den anderen mitfahren, damit sie von diesen als Erste in Heiterwang abgesetzt werden konnten. Insofern starteten die Steigbegeher gegen 9 Uhr an der Karlift-Talstation (1050 m) am nördlichen Ortsausgang von Heiterwang und die „Normalos“ eine halbe Stunde später am Parkplatz Thanellerkarlift in Berwang (1320 m). Nachdem es die letzten Tage sehr heiß gewesen war, gab es jetzt glücklicherweise eine gewisse Abkühlung – die allerdings auch mit Wolkenbildung einherging. Entgegen der ein oder anderen Befürchtung, sollte es den ganzen Tag trocken bleiben.
Die Nordseiten-Gruppe kam von Anfang an mächtig ins Schwitzen, denn die schwüle Luft und ein immer steiler werdender Wanderpfad forderten ordentliche Puste. Allerdings wollte niemand lange verweilen, denn eine wahre Bremsen-Plage verfolgte uns bis ins Thanellerkar, das übrigens noch spät im Winter als schöne Skitour bekannt ist. Nach einigen weiteren steilen Serpentinen im Karschutt genoss die Gruppe eine kurze Rast an geeigneter Stelle: Der „Brotzeitfelsen“ war sogar entsprechend beschriftet, da konnten wir gar nicht vorbeimarschieren. Nach kurzer Stärkung ging es dann bald in den gesicherten Steig über, der sich über die ein oder andere Eisenklammer und kleine Felsaufschwünge durch die Nordflanke hinaufzieht. Kein anderer Bergsteiger war unterwegs und so war es ein tolles Erlebnis, durch Nebelschwaden und Felsen immer höher zu steigen. Nach knapp vier Stunden war die Gruppe am Gipfel…. wo schon die Ersteiger der Südroute warteten!
Diese waren gemütlicher unterwegs gewesen – wenngleich ebenfalls in Wolken – und waren über einen gut ausgebauten, in weiten Kehren und stellenweise auch steilen Serpentinen verlaufenden Weg an der latschenbestandenen Südostflanke des Thaneller und schließlich über den Südgrat geradewegs zum Gipfel gekommen. Auf dem Gipfel öffneten sich immer wieder Lücken in den vorbeiziehenden Nebelschwaden. Alle tauschten ihre Erlebnisse miteinander aus und genossen neben der Brotzeit den Blick auf die teilweise frei werdenden Gipfel ringsum sowie Plansee, Heiterwanger und Forggensee. Ganz hinten glitzerten verheißungsvoll Schneeberge.
Nach der schönen Gipfelrast machte sich die Gruppe zusammen an den Abstieg. Der Parkplatz sah von oben ganz nah aus, doch die 1000 Höhenmeter wollten auch im Abstieg erst einmal bezwungen werden. Die immer stärker scheinende Sonne und ein schöner Blick auf die umliegende Bergwelt ließen uns aber angenehm ins Tal absteigen und dort lockte ein Kiosk mit kühlen Getränken. Ein optimaler Abschluss für ein gelungenes Experiment – alle Teilnehmer inklusive UWG-Novize Linus waren sich einig, dass der Plan aufgegangen war, und so wird dies wohl nicht die letzte „Varianten-Tour“ der UWG gewesen sein.
Text: Gotlind
Bilder: Gotlind, Diana, Gabi und Dieter
Bearbeitung: Brigitta
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