Auf den Spuren des Venediger Höhenwegs

Hoch über dem Virgental

12.08.2024

Carola´s Wanderwoche

Alljährlich terminiert ist Ende Juli eine Wochenausfahrt; dieses Mal mit dem Ziel, teils auf dem Venediger Höhenweg, teils auf dem Osttiroler Adlerweg die südliche Umrundung des Großvenedigers zu erleben. Nach gemeinsamer Anreise und hohen sommerlichen Temperaturen steigen wir auf vom Parkplatz Ströden über eine mit Lärchen bedeckte Talstufe zur Rostocker Hütte aus dem Jahre 1912 und der 1966 angebauter Essener Hütte - heute Essener- und Rostocker Hütte auf 2208m. Die Südseite der Hohen Tauern bescheren eine üppige Blumenpracht, die ich so noch nicht erlebt habe. Es ist noch Zeit; wir nutzen die Gelegenheit und steigen noch zum Simonysee hinauf, ehe doch noch Regen einsetzt. Ja ein ordentliches Gewitter kündigt sich an. Der geplante Tiroler Abend mit draußen Grillen fällt buchstäblich ins Wasser. Doch die gemütliche Hütte macht den Abend zur Schow.

Am Schweriner Weg erfolgt der Anstieg zum Türmljoch (2.772m) als Übergang zur Johannis Hütte. Fast wie vorhergesagt dringt Regen aus den Wolken zwischen 8 und 11:30 Uhr. Wir überschreiten einige Rinnsale und bewundern eine Naturbrücke und das felsgeschliffene Bachbett ehe wir zur Johannishütte kommen. Nach erster Rast und sammeln neuer Energie treibt es alle noch einmal nach draußen. Die Sonne ist inzwischen wieder herausen. Einige gehen ein Stück bergabwärts und andere erkunden den Wanderweg hinauf in Richtung Defregger Haus. Der Großvenediger geniert sich noch und lässt die Sicht auf ihn nur wenig frei. Die Wirtin der Johannis Hütte verwöhnt die Gäste mit Alpenschmankerln; sie ist sehr nett und verhilft uns zu wohlbefinden.

Von der Johannishütte verläuft der Venediger-Höhenweg Richtung Osten. Durch ein kleines Hochtal in einer Seehöhe von 2.700 m folgen wir dem "Kreuzspitz-Höhenweg", der zuerst in südlicher Richtung den "Scherneskopf" anpeilt, und dann nach Norden abzweigt, und in Kehren hinauf auf die "Schernesscharte 3.040m" führt. Die kleine verbliebene Schneewehe hindert uns nicht. Von hier steigen wir im hochalpinen Gelände auf einem Felsensteig - der mit Stahlseilen versichert ist - Richtung Sajathütte ab. Dort machen wir eine Rast und setzen den Weg um die Vordere Sajatspitze auf dem Virgentaler Höhenweg fort. Auch hier ist die Blumenpracht immens. Entgegen des vorherigen Taleinschnittes, findet sich hier kein Knabenkraut. Murmeltiere sind hier in großen Mengen angesiedelt und begleiten uns auf der gesamten Strecke die ganze Woche. Die Eisseehütte scheint ein wenig unkoordiniert.

Am Morgen des vierten Tages dringt wieder Regen aus den Wolken. Die wenigen Tropfen hindern uns nicht daran, zunächst zum Eissee zu wandern, der u.a. aus dem Gletscherwasser der Weissspitze gespeist wird. Gegen Mittag setzen wir bei sonniger Witterung unsere Tour fort. Von der Eisseehütte folgen wir dem Steig im weiteren Hangbereich des Timmeltals. Unschwierig folgen wir dem Höhenweg um die Wunwand (3061m) hoch über Prägraten. Der Steig führt voll in der Sonne und oberhalb der Wunalm auf den Eselsrücken zu. Er erlaubt über 15 enge Kehren den Abstieg auf den Sandboden hoch im Großen Nilltal. Danach kann uns der letzte Anstieg zur Bonn-Matreier-Hütte kaum noch fordern. Die Bonn-Matreier-Hütte auf 2750m, so reizvoll auf dem Rücken der Schaufelspitze gelegen. Auch hier ist die Hütte familiengeführt; der Andi verwöhnt uns den Gaumen. Hier zwei Nächte zu bleiben ist eine gute Entscheidung, denn am Zwischentag erklimmen wir den Säulkopf (3209m) und den Rauhkopf (3070m). Beide Gipfel gleichen jeweils einem Scherbenhaufen; viel Blockgelände und sandiges Schuttgelände erfordern Trittsicherheit. Die Mühe wird jeweils belohnt mit traumhafter Sicht um 360 Grad; der Großvenediger im Westen, der Großglockner im Osten.

Am sechsten Tag verlassen wir den Venediger Höhenweg. Wir steigen ab durch das vegetative Nilltal zur Nilljochhütte und biegen hier in den Halbhöhenweg nach Westen ein. Dieser führt durch Bergwiesen und lichte Wälder; des Weges liegt auch ein Forellenteich. Entlang des Wiesachweges und des Katinweg erreichen wir am Nachmittag die Stabanthütte. Urig liegt das Haus mitten im Wald oberhalb von Hinterbichl; es wird geführt von Gabi und Erich, die auch Eigentümer sind. Sie verwöhnen uns sehr, sind unterhaltsam und neugierig. Im Schatten der Bäume des vorgelagerten Gartens kommen wir zur Rast. Es duftet nach frischem Heu und einem Gemisch von Bergkräutern.

Der Abstieg am Abreisetag erfolgt meist durch den dichten Lärchen- und Kiefernwald nach Hinterbichl; dem Wanderweg links der Isel folgend erreichen wir nach einer weiteren Stunde den Parkplatz in Ströden. Ja, jede Reise geht einmal zu Ende. Diese eindrucksvolle Woche hat Spuren der Freude und des Friedens hinterlassen. Die Südseite der Hohen Tauern begeistern durch milderes Klima in Höhen bis knapp 3000m; sogar die Kühe fühlen sich hier oben wohl. Die kleine Almwirtschaft wird gefördert und erhält die regionale Landwirtschaft.

Tour zum nachmachen geeignet!